Antonia y Antoñita

Neue Zürcher Zeitung

Eine Flamencomédia Uraufführung von Flamencos en route Was eine Flamencomédia ist, hat die Uraufführung der neuesten Produktion, "Antonia y Antoñita" von Flamencos en route, im Theater im Kornhaus Baden gezeigt. Erfunden hat das Genre die Leiterin der Truppe, Brigitta Luisa Merki, die sich in ihrem ureigensten Gebiet, im Flamenco, einen Komödienspass leistet und ihn zusammen mit Elena Vicini spiel- und tanzfreudig in Szene setzt. (...) Der Übergang vom Sprechen ins Tanzen anhand eines Zitates vom Flamenco-Sprechchor aus der Partitur zu "Celestina" von Antonio Robledo ist formal brillant geleistet und eröffnet zugleich das Spiel mit Erinnerungen und Zitaten, aus dem der erste Teil der Vorstellung besteht. Zwei Flamencotänzerinnen lassen sich von einem Berg von Kostümen zu einer Produktion inspirieren - es sind Kostüme von Susana, der Gründerin der Truppe. Die beiden werden zu einem Tanzen im Stil der Kostüme inspiriert. Elena vertritt vital witzig die kritische Haltung von heute, Brigitta Luisa aber weckt in oft berührender Weise Erinnerungen an die grosse Formkunst ihrer legendären Lehrmeisterin. Doch nicht als Nostalgie; da werden Erlebnisse von früher im gegenwärtigen Formbewusstsein wieder lebendig. Es wird sichtbar, wie tief Brigitta Luisa von Susana geprägt, gleichzeitig aber doch ganz sie selber geworden ist. Das belegen überzeigend variierte Szenen aus eigenen Choreografien der letzten Jahre, allen voran der unübertreffliche Tanz mit dem Spazierstock. Im zweiten Teil, wenn der am Anfang schmerzlich vermisste Gitarrist Juan Gómez endlich eingetroffen ist und sein virtuoses Spiel beginnt, entfalten die beiden Tänzerinnen mit ihrem souveränen Können ein Fest reiner Tanzfreude, das die Zuschauenden in jubelnde Begeisterung versetzt.

Richard Merz, Neue Zürcher Zeitung, 29.05.2004


Der Landbote

Mit reichem Erbe hin zu Neuem Mit der Flamencomédia "Antonia y Antoñita", einer kammerspielartigen Szenenfolge, stimmt Brigitta Luisa Merki ihr Publikum mit Humor und Hintersinn auf die Feier ein, an der sie den Hans-Reinhart-Ring erhält. (...) Mit Nostalgie und Witz, Pathos und Ironie inszenieren und kommentieren Brigitta Luisa Merki und Elena Vicini Erinnerungen an früher, vergegenwärtigen in treffsicheren Posen vergangene Tanzbilder, interpretieren alte Nummern wie den virtuosen Tanz mit dem Stock neu und tragen temperamentvoll-rhythmisch handfeste Streiterein aus. Das Spiel mit Rüschen und Schleppen, Kastagnetten und Fächern ist erfüllt von einer expressiven Dramatik und begeistert durch die präzise Phrasierung der Bewegungen. (...) Voll Spannung und innerer Kraft stimmen Juan Gómez und die beiden Tänzerinnen Dynamik und Ausdruck aufeinander ab. (...) Die Kostüme für die neue Flamencomédia stammen aus dem Fundus der legendären Susana, wurden bearbeitet und ergänzt von Carmen Pérez Mateos. Dieses Vorgehen ist typisch. Denn die Bewahrung und zugleich schöpferische Umgestaltung des Vorgefundenen charakterisiert ganz allgemein Brigitta Luisa Merkis tänzerisches, choreografisches und pädagogisches Schaffen und zeichnet die Künstlerin als Ausnahmeerscheinung aus. In einer Zeit, wo es mehr gilt, das Gelernte möglichst schnell zu überwinden und nur sich selbst verpflichtet zu sein, hielt sie der Erinnerung an "Susana y José " und der Pädagogik von Susana und Antonio Robledo die Treue und zeigte, wie viel Fruchtbares in deren Ideen und Ansätzen steckte und welche Fülle bis heute daraus entstehen kann.(...).

Ursula Pellaton, Der Landbote, 29.05.2004


Aargauer Zeitung

Flamencos en route - der Name bürgt seit 20 Jahren für tänzerische Innovation, verbunden mit Tradition. Wie sehr sich die Truppe entwickelt hat, zeigt der liebevoll-ironische Blick zurück. Flamencos en route haben es geschafft, in den letzten Jahren unser Bild vom Flamenco nachhaltig zu verändern. Ihre letzten Produktionen zeigten ästhetisches, emotionales Tanztheater, das auf Traditionen des Flamenco beruht, sich stilistisch und choreografisch aber enorm weiterentwickelt hat. Wie weit, zeigt die neueste Aufführung "Antonia y Antoñita", ein Special zum Jubiläum, aufgeführt auf der "Heimbühne", dem ThiK in Baden. (...)

Sabine Altorfer, Aargauer Zeitung, 28.05.2004