Caprichos Flamencos

Esslinger Zeitung

Geheimnisvolles Ritual (...) Von den trefflichen Kostümen über die Choreografie bis hin zur Erzählweise ist hier alles auf eine ganz reine, klare Weise Stilisiert, als hätte der Tanz die stolze Haltung des Flamenco vollkommen verinnerlicht. Was als geheimnisvolles Ritual auf einer mondbeschienenen Waldlichtung erscheint, ist ein Gleichnis von genialer Einfachheit in Struktur und Aussage. Zwei Sängerinnen und zwei Gitarristen begleiten die sechs formidablen spanischen Tänzer, unter denen vor allem Fernando Alfaro mit seinem lange Zapateado-Solo und den rasend schnellen Drehungen auffällt. Danach folgt ein völlig andere Variation auf den Flamenco, ebenso unglaublich und vermeintlich frevelhaft in ihrem Ansatz wie die erste: von der ironischen Seite. Das Stück "cucharada de locura", zu deutsch "ein Löffel voll Verrücktheit", stammt von Joaquin Ruiz und erfreut schon bei der Ankunft der Musiker mit liebevollen Pointen. Wir sehen mediterrane Leichtigkeit, wir sehen die witzige Geschichte der weissen Flamenco-Zauberstiefel, die mit ihrem überraschten Inhaber davonzischen (ein grossartiges Solo von Fran Bas), wir sehen Flamenco mit einem jazzigem Einschlag und dezenten Broadway-Anklängen. Just an dem Moment, wo ein "West Side Story"-artiger Zweikampf ernst zu werden droht, kommt wieder die Ironie ins Spiel: man duelliert sich mit Bananen, die Szene artet in einen bunten Obstsalat aus. In einer geradezu philosophischen Unbeschwertheit endet das Stück mit einem Zug hinaus in die Sternennacht des Anfangs. Zwei Tanztheater-Varianten des Flamenco also, zwei "Caprichos Flamencos", die beide so völlig unterschiedlich im Ton wie meisterhaft choreographiert und ausgedacht sind. Ein grossartiger Abend, und ganz bestimmt nicht nur für Flamenco-Fans.

Angela Reinhardt, Esslinger Zeitung, 10.12.2004


Basellandschaftliche Zeitung

Die Tanzcompagnie "Flamencos en route" begeistert seit zwanzig Jahren mit ihrer stetigen Suche nach neuen Ausdrucksformen. (...) Auf der Ebene der Bewegungen benutzt die Choreografin Brigitta Luisa Merki ein sehr subtiles und feines Vokabular, um sich der Thematik zu nähern. Nie bedient sie sich plumper Bilder um die Zweiteilung in Frau und Pferd auszudrücken, sondern sucht es im Kleinen umzusetzen. (...) Die Musik sucht neue AusdruckswegeDie Musik nimmt eine sehr wichtige Rolle ein in diesem Stück und wird live gespielt. Wie auch im Tanz geht Brigitta Luisa Merki hier vom traditionellen Flamenco aus und sucht neue Ausdruckswege, die sie im Duett zweier Frauenstimmen (Keiko Ooka und Nieves Díaz) findet. (...)

Ursula Haas, Basellandschaftliche Zeitung, 06.12.2004


bazkulturmagazin

Im Zeichen des Centaurus (...) HIMMELWÄRTS. Wie Chimären auf einer imaginären Sternenbahn scheinen die drei Frauen, stolz und unnahbar, einem unausweichlichen Plan zu folgen. Zwischen Himmel und Erde bewegen sie sich, bedächtig erst. Kunstvollen Arabesken gleich schlingen sich ihre Arme hoch, drechseln sich ihre Handgelenke und Finger spiralförmig nach oben und zurück. Ist es der Griff nach den Sternen? Dagegen schleifen ihre Stoffschleppen schwer über den Boden. Doch blitzschnell, mit einer kleinen Fussbewegung, hat der Pferdeleib elegant, und ganz Frau, die Richtung gewechselt, stampfen die Hufe auf, dass die Funken sprühen. In einem Moment der Stille springen drei Faune übermütig auf die Bühne. Das ewige Spiel von Anziehung und Abstossung zwischen Frau und Mann kann beginnen. (...) -berückend schön und packend in der Unmittelbarkeit- (...) Die Körper drücken Sehnsucht, erotisches Verlangen, Zärtlichkeit und Widerstand aus. Im "Farruca" lebt sich der Machismo fantasievoll aus (grandios Fernando Alfaro), wogegen die Zentaurinnen ihre starke Weiblichkeit problemlos behaupten. Letztlich lösen sich die Geschlechtermuster auf, die Faune liegen am Boden, und die Frauen schreiten über sie hinweg hinaus in den weiten Planetenraum. (...) SLAPSTICK-SZENEN. Der zweite Teil "Cucharada de locura", inszeniert vom Gastchoreografen Joaquin Ruiz, ist vom fröhlichen "cante chico" inspiriert. Lustvoll wird die Überspitzung von Rollenklischees gesucht und wieder verworfen. Poetische Sequenzen wechseln sich ab mit Slapstick-Szenen. Der Tänzer Fran Bas, dem für einmal nicht rote, sondern weisse Schuhe ihr unbarmherziges Diktat auferlegen, ist umwerfend in seiner komisch-tragischen Rolle. Alles ist Tanz und Musik, ein von Lebensfreude überbordendes Fest, und wir wünschten, es würde noch lange andauern. Doch die Nacht holt uns ein, die Lichter gehen aus, das grandiose Ensemble zieht weiter, und zurück bleibt nur der künstliche Sternenhimmel - und die Sehnsucht.

Maya Künzler, bazkulturmagazin, 06.12.2004


Der Landbote

Sinnliche Präsenz, bewusste Form Wandelbar, eigenwillig und lebendig, frei in der phantasievollen Ausgestaltung von spontanen Einfällen machen die zwei choreografischen Caprichos der Tanzcompagnie Flamencos en route viele Facetten des Spanisch-Tanzes sichtbar. (...) "Pequeña locura": Im Gegensatz zu den vorherigen, vorwiegend dunklen Flamenco-Gesängen wählte Joaquin Ruiz für sein Stück helle, leichtherzige, fröhlich-witzige aus. Und wieder sind Arrangement und Interpretation durch die Sängerinnen Keiko Ooka und Nieves Díaz und die Gitarristen Juan Gómez und Pablo García hervorragend und inspirieren die sechs Tänzerinnen und Tänzer zu hinreissendem Tanz. (...)

Ursula Pellaton, Der Landbote, 02.12.2004


Der Bund

Sinnliches und Verspieltes 2004 ist ein ereignisreiches Jahr für die Tanzcompagnie Flamencos en route: Ihre Leiterin Brigitta Luisa Merki erhält den Hans-Reinhart-Ring, gleichzeitig feiert die Badener Truppe ihr zwanzigjähriges Bestehen. Kraftvolle Zentauren, übermütige Faune, charmante Frauen, Heisssporne, wie sie auf Schweizer Bühnen selten zu sehen sind: Die Tanzcompagnie Flamencos en route zeigt mit "Caprichos Flamencos" die ganze Bandbreite ihres Könnens und beweist einmal mehr, dass ihr innovativer Umgang mit der traditionellen Formensprache des spanischen Tanzes einzigartig ist. Der gut zweistündige Abend vereint Flamenco mit Elementen des modernen Tanzes, Folklore mit streng abstrakten Formen und eindringliche Bilder mit spielerischem Klamauk zu einer zeitgenössischen Bühnensprache von hohem künstlerischem Anspruch. Das Programm ist geschickt aufgebaut: Im ersten Teil dominiert der sehnsüchtige und kraftvolle Tanz der Zentauren, während der zweite Teil ein lustvoll unbeschwertes Tanzfest ist, von dem sich die voll besetzte Dampfenzentrale gerne mitreissen lässt. (...)

Julia Wehren, Der Bund, 26.11.2004


Zofinger Tagblatt

(...) Das verdient schon das Prädikat "höchste Kunst", was das Ensemble "Flamencos en route" auf die Bühne des Stadtsaals Zofingen zauberte. (...) In Faszinierender Choreografie wird dies alles (und noch mehr) ausgedrückt. Wunderbar, faszinierend, magisch, dieser Dialog mit dem Andersartigen. (...)

Klaus Plaar, Zofinger Tagblatt, 22.10.2004


Neue Zürcher Zeitung

Flamencos en route in Höchstform (...) Das Publikum war begeistert, der Festredner gar sprachlos. Das Badener Kurtheater eröffnete die Spielzeit mit der Jubiläumsproduktion der Tanztruppe Flamencos en route. Seit 20 Jahren ist sie bereits "en route" und verfolgt unter der künstlerischen Leitung von Brigitta Luisa Merki ihren eigenen Weg. Dass sie damit auf dem richtigen Weg ist, bewies die neue Produktion "Caprichos Flamencos" eindrücklich. (...) Die Duos sind Herausforderungen, Zwiesprache in Musikalität, Wettbewerbe in Virtuosität. Eindrücklich sind die Wechsel zwischen blitzschnellen Drehungen und gedehnten langsamen Bewegungen, zwischen lauter Musik und Stille, selbstbewusstem Behaupten und unbestimmter Sehnsucht. Merki hat aus strengen Formen ein spannungsvolles und gleichzeitig in sich stimmiges Stück geschaffen. Dazu trägt nicht zuletzt der eindringliche Gesang von Keiko Ooka und Nieves Díaz bei, getragen vom leichthändigen Spiel der Gitarristen Juan Gómez und Pablo García. Kleine Verrücktheiten Die Choreografie von Joaquin Ruiz zeigt das Capricho nicht als Laune der Natur, sondern als kleine Verrücktheit, "Pequeña locura". Musik und Tanz sind um volkstümliche Elemente und szenische Einlagen erweitert. Das Stück lässt die Tänzerpersönlichkeiten mit Witz und Charme zur Geltung kommen. (...)

Felizitas Ammann, Neue Zürcher Zeitung, 18.10.2004


Aargauer Zeitung

Mythologische Tiefe und Lebensfreude pur Bejubelte Premiere am Samstag in Baden für die Tanzcompagnie Flamencos en route. In ihrer Jubiläumsproduktion Capricho ist die kleine Form für eine freie, lustvolle Umsetzung einer Idee. Brigitta Luisa Merki und Joaquin Ruiz kosten dies aus, mit gegensätzlichen Ansätzen und Ausformungen. Merki lotet in "Centauras y Faunos" das uralte Thema der Beziehung zwischen Frau und Mann in Variationen und mit mythologischer Tiefe aus. Ruiz dagegen zeigt den Flamenco (und weitere spanische Folklore-Elemente) als bezauberndes Sinnbild für Lebenslust. Gerade die Gegenüberstellung der beiden Choreografien mit denselben Tänzerinnen, Tänzern, Sängerinnen und Gitarristen zeigt, welche Bandbreite und Kraft Flamenco als Kunstform mittlerweile besitzt. Zu dieser Entwicklung hat die Compagnie von Brigitta Luisa Merki in den letzten zwanzig Jahren wesentlich beigetragen. (...) Drei Paare, oder genauer sechs starke Einzelpersönlichkeiten, erzählen tanzend über die Anziehung von Mann und Frau, den Geschlechterkampf, die Liebe. Dramatisch, poetisch und erotisch. (...) Die Tänzer werfen sich herrisch in Pose, imponieren mit Sprüngen, stampfenden Stakkatos und Pirouetten, die Frauen bewegen sich durch ihre Schleppen erdverbundener und scheinen durch ihre Armbewegungen oft gleichzeitig in den Himmel zu greifen. Männer wie Frauen können weich und temperamentvoll sein, dominieren oder sich einordnen, die tänzerischen Möglichkeiten besitzen sie alle. Mit dem starken Bild vom Anfang schloss der dichte, tiefgründige Tanz-Mythos. Dorfplatz-Freuden Ganz anders dann der Auftakt nach der Pause: Kahl die Bühne, kalt das Licht, ein paar bunte Stühle stehen da, eine Sängerin trällert ein paar Takte, eine Tänzerin transportiert Lautsprecherboxen herein, ein Dandy im weissen Anzug tänzelt über den Platz, tändelt kurz mit einer Frau, die hereinschaut. Nachdem unter dem Gelächter des Publikums auch noch ein Gitarrist hereingekarrt wird und sein Instrument ausgepackt, kann das Tanzfest losgehen. Man wähnt sich auf einem spanischen Dorfplatz mitten in einer mitreissenden Fiesta, später im Märchen, in dem ein männliches Aschenputtel weisse Schuhe findet, die mit ihm tanzen - komisch und tänzerisch umwerfend schön umgesetzt. Und selbst Musical-Elemente scheint Joaquin Ruiz nicht zu scheuen. Seine Choreografie für die beiden Dandys und die "Bartänzerin" gehört zu den eigenwilligsten Verfremdungen, die Flamenco auf der Bühne je gefunden hat. Dass die sechs Tänzerinnen und Tänzer, die beiden Sängerinnen sowie die Gitarristen sich in Ruiz' Tanzwelt problemlos zurechtfinden, beweist ihr profundes Können und beschert dem (Stamm-) Publikum von Flamencos en route ein neues Seh- und Hörerlebnis.

Sabine Altorfer, Aargauer Zeitung, 18.10.2004


Berner Zeitung

Mit ausdrucksstarken Bildern bannen die Flamencos en route in der Jubiläumsproduktion "Caprichos Flamencos". (...) Der Zuschauer ist gefangen, umgarnt und machtlos, sich dem Sog der nächsten zwei Stunden zu entziehen, wo sich Faune und Zentauren begegnen, im Tanz verschmelzen, sich gehen lassen und sich gegenseitig erfüllen, bis sie auseinander fallen, um sich neu zu erforschen. Ganz gleich den Launen der Natur. Da wühlen einfache Naturtriebe in der Komplexität des menschlichen Geistes, bis sie aufgenommen werden und bis aus ihren Gegensätzlichkeiten neue Ideen entstehen. Die Tiefen der Seele Die künstlerische Leiterin der Flamencos en route, Brigitta Luisa Merki, inszenierte in Baden mit ihrer Jubiläumsproduktion "Caprichos Flamencos" wieder ein Stück, das den Flamenco in seiner ganzen Vielfalt zeigt: Im "Compas", dem Rhythmus einiger Flamencostücke, lassen die drei Tänzerinnen und Tänzer mit ihren Füssen die Herzen der Zuschauer im 12er-Takt schlagen, packen sie und nehmen sie mit. Im ersten Teil des Abends stürzen die beiden Sängerinnen Nieves Díaz und Keiko Ooka mit ihrem "Cante jondo" und ihren klaren und kompromisslosen Stimmen die Zuhörer in die Tiefen der Flamencoseele, unterstützt von den beiden virtuosen Gitarristen Juan Gómez und Pablo García. Die Tänzerin Adriana Maresma Fois beeindruckt mit ihren wunderschönen Armen, den Bewegungen einer Wasserpflanze gleich, mit ihrer Kraft und Präsenz. Bei den Tänzern ist es Fernando Alfaro, der mit seiner "Farruca", dem männlichen Flamencothema, an Antonio Gades erinnert und das Publikum begeistert. Die Zentauren werden von den Tänzerinnen dargestellt. Bemerkenswert sind die Kostüme, entworfen von Carmen Pérez Mateos, die mit ihren irdischen Farben und fantasievollen Schnitten die Geschichte unterreichen. Den Part der Faune übernehmen die Tänzer. Ihr "Dialog der Verführung" zeichnet die Choreografin als Meisterin in der Kreation des Liebesduetts aus. Leicht und etwas verrückt Den kürzeren zweiten Teil des Abends übernimmt der Gast-Choreograf, Flamencolehrer und Tänzer aus Madrid, Joaquin Ruiz. Er spielt mit dem "Cante chico", dem leichten, witzigen und fröhlichen Gesang. Seine Darstellung einer Strassenszene ist bunt, selbstsicher, charmant und etwas verrückt. Herausragend in diesem Teil ist der Tänzer Fran Bas, der dem Publikum einige Lacher abknöpft. Bei der Premiere in Baden am vergangenen Samstag hinterliessen die Flamencos en route Eindrücke, welche sich einprägten wie die Sternbilder in den Nachthimmel.

Sonja Laurèl Bauer, Berner Zeitung, 18.10.2004


Ballett Intern

Jubiläen, 20 Jahre Flamencos en route (...) Brigitta Luisa Merkis Stück "Centauras y Faunos" zeichnet die Annäherung verschiedenartiger Wesen in abstrakt-entrückter Art nach, eine Allegorie auf die ewigen Gegensätze zwischen Mann und Frau, Yin und Yang, Geistigem und Triebhaftem. Mit den Mitteln des Tanztheaters inszeniert Merki Flamenco-Gesänge wie Siguiriya, Farruca oder Soléa por Buleria zu einem tiefgründigen Tanzmythos. Hell, energiegeladen und lebhaft geht es im zweiten Teil auf dem Dorfplatz von Joaquín Ruíz zu, der sich ganz auf die Persönlichkeiten der Tänzer und Musiker verlässt, um seinen Rummel voller "kleiner Verrücktheiten" ("cucharada de locura") zu inszenieren. Der "cante chico", die leichte Variante des Flamencogesangs, trägt die vielen, kleinen Szenen, die mit eleganter Leichtigkeit in den Raum gepinselt werden. (...)

Edith M. Wolf Perez, Ballett Intern, 01.05.2004


Tanz und Gymnastik

Der Weg ist das Ziel (...) Bei dieser Truppe ist Flamenco der klar definierte Ausgangspunkt. Flamenco aber ist eine Kunst der Tradition, der Überlieferung, der zwar freien, aber doch in gewissem Rahmen streng gewahrten Form. "Flamencos en route", das ist ein Programm im Sinne des Ying und Yang, des Bewahrens im Verändern, der gewahrten Tradition in variierten Erscheinungsformen im Gang durch die Zeit. (...) Und das neue Stück von Brigitta Luisa Merki, das Mitte Oktober im Kurtheater Baden uraufgeführt wurde, ist eine abermalige Erfüllung dieses Programms. Die Elemente, mit denen die Choreografin arbeitet, sind als die der Flamencokunst bekannt. (...) Spezielle Ausdrucksfinessen und brillantes Können wie etwa die stupenden Endlos-Pirouetten von Alfaro, setzen immer neue Glanzlichter in einem Gesamtablauf, der aber in erster Linie von seiner innern Folgerichtigkeit und Geschlossenheit lebt, der bis in die kleinste Einzelheit choreografisch durchgestaltet ist und von allen Ausführenden als faszinierendes Tanztheater dargeboten wird. Das Bühnenbild von Herta Eppler-Joggi evoziert in der sensiblen Ausleuchtung durch Christoph Gutmann in einfacher Klarheit von Linie und Farbe die Weite des Sternenhimmels und die nüchterne Poesie abstrakter Bilder. Aufbrechen, um niemals anzukommen In diesem Jubiläumsstück bewährt sich erneut der Grundansatz des Ensembles und weist gleichzeitig in eine lebendig offene Zukunft. Nämlich: Flamenco nicht nur als Vehikel für mehr oder weniger authentische Folklore auf der Bühne zu benützen, sondern aus dessen Schritten und Formen einen eigenständigen Kunsttanz zu gestalten. Das Ziel ist nicht mehr ursprünglicher Flamenco, das Ziel ist eigenständiges Tanztheater, das formal dem Flamenco verpflichtet ist, das aus seinem Geist und Wesen heraus entsteht und in veränderter Gestalt immer noch seine Atmosphäre ausstrahlt. Es war vor zwanzig Jahren nicht vorauszusehen, wie fruchtbar dieser Ansatz war. Noch viel weniger war vorauszusehen, dass dieses Ensemble als Freie Gruppe zwanzig Jahre lang zu existieren vermöchte. Es gibt kaum Freie Truppen, die es zustande bringen, künstlerisch und materiell eine so lange Zeit zu überleben, aktiv und präsent zu bleiben. (...).

Richard Merz, Tanz und Gymnastik, 01.04.2004